Österreicher im Exil: Sowjetunion 1934–1945

Österreicher im Exil:  Sowjetunion 1934–1945. Eine Dokumentation von Barry McLOUGHLIN und Hans SCHAFRANEK (Hrsg. Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes). Mit einem Geleitwort von Heinz Fischer, Präsident des Nationalrats. Verlag Deuticke, Wien 1999, 816 Seiten. ISBN 3-216-30328-4.

MEDIENECHO

„Auf Einladung von Nationalratspräsident Dr. Heinz FISCHER wurde heute im Parlament der Band Sowjetunion 1934–1945 aus der Reihe ‚Österreicher im Exil’ des Dokumentationsarchivs des Österreichischen Widerstandes präsentiert. An der Veranstaltung nahmen zahlreiche Vertreter von Politik und Wissenschaft teil.  Fischer zeigte sich denn auch beeindruckt, dass eine solche Veranstaltung – wenn sie auch an einem historischen Datum wie dem 20. Juli stattfinde – ein derart breites Echo finde. Dies sei wohl ein Kompliment an die Herausgeber und die beiden Bearbeiter Hans Schafranek und Finbarr McLoughlin, zeige aber auch das Interesse für das Thema, eines Themas, welches im Leben vieler Menschen eine entscheidende Rolle gespielt habe, und zu dem viele noch immer in Beziehung stehen. Es sei notwendig, so Fischer weiter, sich mit der Geschichte – und mit dem, was in der Geschichte falsch gelaufen ist – zu beschäftigen, und diese Beschäftigung müsse umfassend sein. Man dürfe nicht nur auswählen, was man aushalten kann, vielmehr müsse man sich auch mit den heiklen Phasen der europäischen Geschichte auseinandersetzen, was man freilich nur könne, wenn man auch die Fakten kennt. Für ein derartiges Unterfangen ist es denn auch nie zu spät, zumal ja gerade im Hinblick auf den Forschungsgegenstand dieses Buches erst in jüngster Zeit viele Dokumente zutage gefördert wurden. (…) Dr. Hans SCHAFRANEK erläuterte sodann für die beiden Bearbeiter die Kernpunkte ihrer Arbeit. Als Hauptproblem habe sich dabei die Beschaffung der Dokumente in den sowjetischen Archiven erwiesen, die stets einem Abenteuer mit ungewissen Ausgang geglichen habe. Glücklicherweise sei es gelungen, das Gros der Quellen bereits in den Jahren 1992 bis 1994 zu sichten, in der relativ liberalsten Periode der russischen Archivpolitik. Im Komintern-Archiv, in welchem die Akten über sämtliche ausländische KP-Mitglieder lagern, war es möglich, an zahlreiche Kaderakten heranzukommen. Seit 1995 jedoch wurde die diesbezüglich erforderliche Arbeit immer stärker behindert. Manche Akten wurden rigoros ‚gesäubert’, andere, wie etwa jene des Sekretariats Dimitroff oder des Sekretariats Manuilski, einfach gesperrt. Bedauerlich sei es auch gewesen, dass für rund 60 Dokumente von den russischen Stellen keine Abdruckgenehmigung erteilt wurde. Nicht unähnlich sei die Lage beim KGB-Archiv gewesen, wo eine mehrgleisige Vorgangsweise nötig gewesen sei, um an Material heranzukommen. Dank der Hilfe eines ehemaligen Mitarbeiters sei es aber gelungen, an wichtige Quellen ‚unter zum Teil sehr unkonventionellen praktischen Rahmenbedingungen’ zu gelangen. Als bedeutender Fundus habe sich auch das Archiv der Moskauer Schulverwaltung erwiesen, wo offenbar eine vollständige Dokumentation über 120 Österreicher, die im Kinderheim Nr. 6 untergebracht waren und die Liebknecht-Schule besuchten, 1941 ‚schlicht vergessen’ worden war.“
Österreicher im sowjetischen Exil. Neuer Dokumentenband im Hohen Haus präsentiert. Parlamentskorrespondenz Nr. 428, 20.7.1999

„Die Autoren Barry McLoughlin und Hans Schafranek haben mit dieser gewichtigen Dokumentation, wie der Präsident des Nationalrats Heinz Fischer zutreffend bemerkt, den Österreicherinnen und Österreichern, die ihre Heimat verlassen mussten und in der Sowjetunion Zuflucht suchten, ‚ein  Denkmal in Buchform gesetzt’(S.10). Der vorliegende Band der Serie ‚Österreicher im Exil’ knüpft an die bewährte Praxis des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes an, grundlegende Dokumenteneditionen zur Geschichte des österreichischen Exils zwischen 1934 und 1945 herauszugeben.“
Wladislaw Hedeler, Internationale wissenschaftliche Korrespondenz zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung, Berlin, Heft 4/1999

„Eine Quellenedition, wie die beiden Historiker sie vorgenommen haben, ist in Zusammenhang mit der Stalinopferforschung mehr als nützlich, auch dann, wenn sich LeserInnen vielleicht mit der politischen Aussage, die sich mitunter im kommentierten Teil findet, nicht identifizieren können. Das eigentlich Wichtige am  vorliegenden Band sind daher auch die Dokumente, die Anlassgeben,  über das schwärzeste Kapitel in der Geschichte des Kommunismus nachzudenken und sich immer wieder der Frage zu stellen, wie es zu solchen Entwicklungen kommen konnte. Dazu mussman nicht notwendigerweise den politischen Interpretationen der beiden Autoren folgen. Gut und die Dokumente erhellend ist jedoch die historische Erklärung, die sie jedem Kapitel voranstellen.“
Susanne Kowarc, Volksstimme, Nr. 31, 5.8.1999