Aufbruch – Hoffnung – Endstation: Österreicherinnen und Österreicher in der UdSSR 1925–1945

Barry McLOUGHLIN / Hans SCHAFRANEK / Walter SZEVERA: Aufbruch – Hoffnung – Endstation: Österreicherinnen und Österreicher in der UdSSR 1925–1945. Verlag für Gesellschaftskritik, Wien 1997, 720 Seiten (Hardcover). ISBN 3-85115-236-0.

In dieser eindrucksvollen Gesamtdarstellung gehen die Autoren dem individuellen und kollektiven Schicksal der tausenden Österreicherinnen und Österreicher nach, die zwischen 1925 und 1945 in der UdSSR gelebt haben. Auf der Basis umfassender Recherchearbeiten in russischen, deutschen und österreichischen Archiven erschließt sich den Leserinnen und Lesern ein vielschichtiges Bild der sozialen und politischen Verhältnisse, denen österreichische Emigrantinnen und Emigranten im vermeintlichen „Vaterland aller Werktätigen“ unterworfen waren. 

Die systematische Auswertung von Dokumenten aus ehemaligen sowjetischen Geheimarchiven ermöglichte zudem eine völlig neue Sicht auf die Schutzbund-Asylanten – das Hauptkontingent der politischen Emigration. Daneben werden bisher unbekannte Aspekte erschlossen, etwa die Geschichte der österreichischen Facharbeiter, der Techniker, der landwirtschaftlichen Kolonisten und der Absolventen kommunistischer „Kaderschulen“ in der UdSSR.Das Kapitel über die tragischen Lebenswege hunderter Schutzbündler und „Altkommunisten“ eröffnen bedrückende Einblicke in die innerparteilichen Disziplierungs-, Ausgrenzungs- und Verfolgungsmechanismen, die häufig zu Verhaftungen durch die stalinistische Geheimpolizei (NKWD), zu Hinrichtungen oder zum Tod im GULag führten. 

MEDIENECHO

„Nach dem Ende der UdSSR 1991 wurden der zeitgeschichtlichen Forschung die Arbeit von den amtlichen Stellen in Moskau maßgeblich erleichtert, und so machten sich auch österreichische Historiker daran, das Schicksal jener Österreicher zu durchleuchten, die aus verschiedensten Gründen nach Sowjetrussland ausgewandert waren. Nationalratspräsident Dr. Heinz FISCHER, der seinerzeit durch Empfehlungsschreiben die Kontakte zu Moskauer Archiven wesentlich erleichtert hatte, stellte heute die Ergebnisse dieser mehrjährigen Untersuchungen vor und präsentierte im Beisein von Klubobfrau Dr. Heide SCHMIDT und Bundesminister a.D. Dr. Kurt STEYRER das Buch Aufbruch – Hoffnung – Endstationvon Dr. Finbarr McLOUGHLIN, Dr. Hans SCHAFRANEK und Dr. Walter SZEVERA. (…) Fischer meinte in seiner Rede, das Nachzeichnen des Schicksals österreichischer Landsleute, die in die Mühlen der ‚Säuberung’ kamen, wäre an sich schon verdienstvoll, gleichwohl aber gehe es um mehr: um die Analyse einer Diktatur. Arthur Köstler lasse in seinem Roman ‚Sonnenfinsternis’, das immer zu seinen, Fischers, Lieblingsbüchern gezählt habe, seinen Protagonisten Anatoli Rubaschow sagen: ‚Unsere Ziele sind alle richtig, unsere Resultate sind alle falsch.’  Dies sei nicht weiter verwunderlich, habe man sich in der Sowjetunion doch auf das Totalitäre eingelassen. Das Ausmaß dessen, was sich während der ‚Säuberung’ in der UdSSR ereignet hat, ist unglaublich, sagte Fischer und wies darauf hin, dass etwa von jenen sieben Bolschewiki, welche das Leninsche Politbüro gebildet hatten, nur Stalin die ‚Tschistka’ überlebte. Von den 19 Mitgliedern des Politbüros 1934 waren 1938 nur noch sieben am Leben, vom 139-köpfigen ZK des Jahres 1934 erlebten nur 41 das Jahr 1941. Ähnliches lasse sich von den Parteitagsdelegierten und von den Funktionären der lokalen Ebenen feststellen.“
Aufbruch in den Untergang. Fischer präsentiert Forschungen über Österreicher in der UdSSR. Parlamentskorrespondenz Nr. 132, 3.3.1997

„This book (…) is a highly detailed history of the experience of the thousands of Austrians who lived in the Soviet Union between 1925 and 1945. The three authors, established authorities, joined forces to investigate Austrian and German deposits as well as Soviet archives, some of which are now closed. Archives have been supplemented by oral testimony from survivors in the ex-USSR and the German-speaking world. The result is a vivid picture of a poignant and tragic history (…). The book is of greater importance than ist title suggests, with significant implications for the social and political history of Soviet society, international communism, and more surprisingly, the history of social democracy (…). The number who died in the GULag, the ‚End of the Line’ of the title is unknown. Yet some survived to serve in the wartime Trud Armija (‚Labour Army’), to which little-researched subject Schafranek makes an important contribution. This book provides massive detail on the personal dimensions of the Austrian immigrants’s tragedy. A sort of collective biography is created by page upon page of often astonishing biographies and NKVD photographs. The result is a major source of information for historians of international Communism and an important empirical basis for discussion of wider issues than those which are apparent from the title.“
Croucher (Cranfield University), Labour History Review, Vol. 64, Nr. 1, Spring 1999 

„Der Band besteht aus drei umfangreichen Abhandlungen, die vom Umfang her durchaus auch als eigenständige Monographien hätten erscheinen können. (…) Der Band enthält eine Fülle bisher unbekannter Details über das Exil in der Sowjetunion und räumt auf der Grundlage neu zugänglicher russischer Quellen in nüchterner und sachlicher Weise mit kommunistischen Legenden und Hagiographien auf, wie sie jahrzehntelang von kommunistischen Parteien wie KPD/SED und KPÖ verbreitet wurden. Der Sammelband erhebt zwar nicht den Anspruch einer Gesamtdarstellung (…), kommt diesem Rang allerdings recht nahe. Aufgrund seines Reichtums an neuen Erkenntnissen wird er ein Standardwerk für alle bleiben, die sich mit dem Exil in der UdSSR beschäftigen.“
Patrik von zur Mühlen, Exilforschung. Ein internationales Jahrbuch, Band 16, Exil und Avantgarden, S. 256–258

„(…) ist ein imposanter Band vorzustellen, wuchtig im Umfang und wichtig im Inhalt (…). Eine nicht zu unterschätzende Bereicherung des Buches ist seine Bebilderung. Schon das Titelbild ist ausgezeichnet gestaltet. Veranschaulichen uns die Gruppenbilder vom ‚Weihnachtsfest im Klub der Ausländischen Arbeiter’ oder vom ‚Aufmarsch zum 1.Mai über den Roten Platz’ oder vom ‚Fallschirmunterricht im Rahmen der Gesellschaft zur Förderung der Verteidigung und des Ausbaus des Flugwesens und Chemie’ in passender Weise den Text, so sind die Fotografien aus den Verhaftungsakten von einer großen Eindruckskraft und gehen über die schriftliche Schilderung der Nöte und Verzweiflung der Menschen, die der sowjetischen Willkür und der Gleichgültigkeit der KPÖ-Leitung zum Opfer fielen, weit hinaus. Was kann aussagekräftiger sein als solch ein gemartertes Antlitz? (…) Die Stärke des Buches ist sein personenbezogener Quellenzugang. In weiten Strecken ist es gegen die Auslöschung des Einzelschicksals, des individuellen Gesichts im Strom der Geschichte gerichtet. Die Schilderung der zahlreichen persönlichen Lebenswege suggeriert zunächst, dasses damals in der UdSSR um den einzelnen Menschen gegangen sei. Aber im Ergebnis zeigt das Buch in aller Deutlichkeit, dassder Einzelne in der stalinistischen Sowjetunion ein Nichts war.“
Carola Tischler, Internationale wissenschaftliche Korrespondenz zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung (IWK), Nr. 4/1997, S. 584–587

„Neben den Ausführungen bei McLoughlin werden Aspekte der KPÖ-Emigration in einigen Querschnittsartikeln von Schafranek widergespiegelt. Sein Beitrag über die ‚Internationale Lenin-Schule’ liefert erstmals eine ausführliche Darstellung des österreichischen Sektors an dieser kommunistischen Kaderschmiede. Anhand von Fallbeispielen schildert er weiterhin das Los österreichischer ‚Altkommunisten’ während der Zeit des stalinistischen Terrors und wirft schlaglichtartig einen Blick auf die Welt des GULag. (…) Gleichfalls exemplarisch beschreibt Schafranek die Formen der sozialen Ausgrenzung und der politischen Repression, die die Angehörigen der Verhafteten erleiden mussten. Diese Praxis, bestehend aus Schikanen, Benachteiligungen und politischer Verfolgung bezeichnet er (…) als ‚Sippenhaftung´.“
Peter Erler, Zeitschrift des Forschungsverbundes SED-Staat, Berlin, Nr. 5/1998

„Den drei Autoren kommt das Verdienst zu, nicht nur – wie es oft Mode ist – den Lebensweg einiger Parteigrößen im Dschungel der sowjetischen Institutionen nachzuzeichnen, sondern darüber hinaus das vielfältige Gesicht der Emigration in allen Facetten zu rekonstruieren.“
Peter Huber, Neue Zürcher Zeitung, Nr. 4, 7.1.1999

„Die Bilanz auf mehr als 700 Seiten ist erschreckend und ernüchternd. In den Jahren 1935/36 hat die Auslandsleitung der KPÖ in der UdSSR 717 Mitglieder kadermäßig erfasst. Darunter fielen Schutzbündler und ihre Frauen, Parteifunktionäre und Facharbeiter, die bereits vor 1934 ins Land gekommen waren. Von denen, die dort blieben und nicht freiwillig nach Österreich zurückkehrten und den rund 160, die sich zu den Internationalen Brigaden nach Spanien meldeten, abgesehen, gerieten mehr als 55 Prozent in die Fänge des NKWD. (…) Wenn man in Rechnung stellt, dass freiberufliche Historiker dieses Standardwerk geschrieben haben, dann wirft dies auch ein Licht auf einen wunden Punkt der institutionellen österreichischen Zeitgeschichte, wo es für Kommunismusforschung so gut wie keine Tradition gibt und internationale Archivstudien, von einigen Ausnahmen abgesehen, zumeist von dieser Gruppe geleistet wird. Das Buch beweist aber, dass für die österreichische Geschichtsforschung die russischen Archive wahre Steinbrüche darstellen.“
Robert Streibel, Eine Geschichte der ermordeten Hoffnungen. Das Standardwerk über das Schicksal der Österreicher in der Sowjetunion 1925–1945, in: Furche, Nr. 17, 24. April 1997

„Schon in den zwanziger Jahren war eine mehrere hundert Köpfe zählende Kolonie arbeitsloser Österreicher nach Überwindung mannigfacher bilateral-bürokratischer Hemmnisse im fernen Kasachstan gelandet; misstrauischbeäugt von den Bürokraten beider Länder. Der Versuch der Landnahme durch die (in heutiger Diktion) Wirtschaftsflüchtlinge scheiterte kläglich. Die stalinistische Vernichtungsorgie der dreißiger Jahre, der ein Jahrzehnt später die Schutzbundemigration zum Opfer fiel, schwankte zwischen Schizophrenie und Kalkül. Zum einen sind die zusammengeschusterten Anklagen und erprügelten Geständnisse Ausdruck von reinem Wahnwitz, von höchster politischer Paranoia. Zum anderen – und nur in scheinbarem Widerspruch dazu – ermöglichte dieser Terror erst die Alleinherrschaft des wahnwitzigen Diktators, der wohl wusste, was er tat.“ 
Andreas Koller, Salzburger Nachrichten, 22.4.1997

„Erschütternde Erkenntnisse über die Schicksale von Österreichern und Österreicherinnen in der stalinistischen Sowjetunion liefert eine Untersuchung der Historiker Barry McLoughlin, Hans Schafranek und Walter Szevera, die (…) im Parlament präsentiert wurde. In erster Linie anhand der Auswertung russischer Akten, die bis vor wenigen Jahren gesperrt waren, zeichnen die Verfasser in Aufbruch – Hoffnung – Endstation das Leben und vielfach das gewaltsame Ende von Österreichern nach, die von 1925 bis 1945 entweder als Facharbeiter oder wegen politischer Verfolgung in die UdSSR emigrierten und dort in die stalinistische Terrormaschinerie gerieten.“
Wiener Zeitung, 5.3.1997

„Stalins Schergen wüteten vor allem unter den alten Kadern der westeuropäischen kommunistischen Parteien. So wurden nicht weniger als 16 Mitglieder des Zentralkomitees (ZK) der KPÖ, die nach Moskau geflohen waren, verhaftet. Sechs von ihnen wurden erschossen oder starben in den Lagern, drei weitere wurden der Gestapo ausgeliefert. Die restlichen sieben kamen erst nach langjährigen Haftstrafen wieder frei.“
Herbert Lackner, Exil in der Hölle. Historiker konnten bislang gesperrte Akten über das Schicksal österreichischer Stalinismus-Opfer einsehen, Profil, Nr. 10, 3.3.1997

„Er erwecke ,große Hoffnungen‘, hatte Lenin 1916 in einem begeisterten Brief an Nikolaj Bucharin über den jungen österreichischen Revolutionär Franz Koritschoner geschrieben. Im März 1936 wurde Koritschoner, einer der Mitgründer der KPÖ, in der Sowjetunion vom Geheimdienst NKWD festgenommen und verschiedener ,verbrecherischer Taten‘ beschuldigt. So wurde ihm vorgeworfen, er sei in der Vergangenheit ‚in einer Reihe von Fragen mit der Politik der Komintern nicht einverstanden’ gewesen und habe im Verlauf einer Reihe von Jahren  ‚eine aktive, fraktionelle Zersetzungstätigkeit’ durchgeführt. Nach zweiwöchiger Untersuchungshaft hatten ihn die Folterspezialisten der Geheimpolizei soweit gebracht, dass er selbst darum bat, ihn als ‚Verbrecher gegen die Sowjetmacht sobald als möglich erschießen zu lassen’. Koritschoner wurde in den Gulag deportiert, 1940 an das nationalsozialistische Deutschland ausgeliefert und, als Jude und Kommunist zweifach stigmatisiert, 1941 in Auschwitz ermordet. (…) Mit ihrer akribischen Rekonstruktion individueller Opferschicksale haben die Autoren in vielen Fällen auf verdienstvolle Weise dazu beigetragen, eine jahrzehntelange Ungewissheit zu beenden.“
Gabriele Anderl, Süddeutsche Zeitung, Nr. 247, 27.10.1997

„Legutóbbi, nagy feltűnést kiváltó munkájuk a Nekibuzdulás, remény, végállomáscímet viseli és az 1925–45 között a Szovjetunióba került osztrák polgárok sorsát dolgozza fel (Barry McLoughlin, Hans Schafranek, Walter Szevera: Aufbruch, Hoffnung, Endstation. Österreicherinnen und Österreicher in der Sowjetunion 1925–45, Verlag für Gesellschaftskritik, 1997, Wien).“
Mária Schmidt, Külföldi áldozatok és ügynökök a Szovjetunióban, In: Magyar Nemzet, 6.8.1997

„Auf Grundlage erst seit kurzem zugänglicher russischer Archivquellen werden bislang wenig bekannte Aspekte der österreichischen Emigration in die Sowjetunion zwischen 1925 und 1945 thematisiert. Etwa das Los der ‚Imkommune Uhlfeld’, eines jener Auswanderungsprojekte, die infolge der Massenarbeitslosigkeit im Österreich der zwanziger Jahre in großer Zahl entstanden waren. (…) Die meisten Politemigranten hatten Beschäftigung in sowjetischen Großbetrieben gefunden, außerdem besuchten rund 150 Österreicher zwischen 1926 und 1938 die ‚Internationale Lenin-Schule’ (ILS) in Moskau, eine Kaderschmiede für ausländische Kommunisten. Die Schüler waren von einer Aura strengster Konspirativität umgeben und hatten durch Annahme eines Decknamens symbolisch ihre bisherige Identität abzulegen. Erniedrigende Konfessionsrituale und die moralische ‚Hinrichtung’ von Delinquenten standen auf der Tagesordnung. Bei einem Schüler, der im Zuge eines privaten Streits in betrunkenem Zustand einen anderen ‚Kursanten’ geohrfeigt hatte, wurde nach dem politischen Hintergrund der Handlung gesucht und dieser schließlich in einem ‚ständig verdeckten Gefühl des Misstrauenszur Partei’ gefunden: ‚Unter dem Feuer der bolschewistischen Kritik des Kollektivs, die bis zu den Wurzeln seine Fehler aufdeckte, war Genosse Huber gezwungen, die Richtigkeit dieser Kritik anzuerkennen’, hieß es in einer Resolution, die die Parteiversammlung des österreichischen Sektors der Schule verfassthatte.“
Gabriele Anderl, Falter, 7/97, 14.2.1997

„Die Leistung der Studie besteht zunächst darin, dasssie die sozialen und politischen Verhältnisse in der Sowjetunion in den einzelnen Perioden genau analysiert und vor diesem Hintergrund die neuen, meist aus den Moskauer Archiven stammenden Ergebnisse über die Lage der Einwanderer darlegt – so dasstatsächlich ein umfassendes Bild der Emigration in der Sowjetunion entsteht. Neben den erwähnten umfangreichen Kapiteln über die Schutzbund- und Facharbeiter-Emigration finden sich Einzeldarstellungen über die Arbeiterdelegationen in die Sowjetunion der zwanziger Jahre, die Internationale Lenin-Schule, über ‚österreichische Altkommunisten als Opfer des stalinistischen Terrors’ und ‚Österreicher im GULag’, sowie über die besondere Situation während der Kriegsjahre. Trotz einer klaren und einsichtigen Darstellungsweise ist das Buch nicht leicht zu lesen. Es ist gerade die Genauigkeit der Studie über die Situation dieser zahllosen und unbekannt gebliebenen Emigranten und Emigrantinnen, wodurch die Lage in der Sowjetunion so beklemmend erscheint. Jedes bürokratische Detail des Daseins wird erwähnt, von der Anzahl der Formulare, die auszufüllen sind, bis zu den jeweiligen Preisen für Brot, Butter, Schuhe etc., von denunziatorischen Nebenbemerkungen in diversen Berichten bis zu den kleinsten innerbetrieblichen Auseinandersetzungen am Arbeitsplatz … In gewisser Weise müssen wohl die bürokratischen Strukturen im einzelnen nachvollzogen – d.h. in ihrer ganzen alltäglichen Wirksamkeit beschrieben – werden, um die Eigenart des bürokratischen Systems überhaupt anschaulich zu machen. Die andere Möglichkeit bestünde bloß darin, Kafka zu imitieren. Es fehlt jedenfalls ganz das Pathos und die Rhetorik, wie man sie aus den Erinnerungen der ‚Prominenten’, der Schriftsteller und Parteiintellektuellen kennt, die damit rückblickend ihre Lage – bei aller möglichen Kritik – noch verklärt haben. Anders als mit solcher trostlosen und beschwerlichen Sorgfalt für die Fakten aus dem Leben der vielen Unbekannten sollte wohl kein Buch mehr über dieses Thema geschrieben werden.“
Gerhard Scheit, Vom Regen in die Traufe? Zu einem Standardwerk über die österreichische Emigration in der Sowjetunion. In:  Mit der Ziehharmonika. Literatur, Widerstand, Exil, 14. Jhg., Nr. 4, Dezember 1997

„Dieser Band zeichnet zweifellos ein grundlegendes Bild der österreichischen Emigration. (…) Wegen der Schutzbündler hatte sie auch einen eigenen Charakter, der sie etwa von der deutschen Emigration unterschied, wo es keine vergleichbare massive, ganz durch einen spezifischen Anlassgeprägte Asylwelle gab, deren Angehörige dazu auch noch übe eine sozialdemokratische Vergangenheit verfügten.“
Reiner Tosstorff, Archiv für die Geschichte des Widerstandes und der Arbeit, Bochum, Bd. 15, 1999

„Die Taktik, wirtschaftliche Misserfolge durch das Agieren vermeintlicher ‚Saboteure’ und ‚Schädlinge’ zu verschleiern, verschonte auch die Ausländer nicht. Die Folgen dieser Überprüfung ‚schädlicher Elemente’ werden von den österreichischen Historikern ausführlich und mit bisher wohl kaum möglicher Detailfülle dargestellt.“
Edith Blaschitz, ZIRKULAR. Dokumentationsstelle für neuere österreichische Literatur, 29/1997

„Im Buch wird auch die Frage der Mitschuld der KPÖ, deren EKKI-Vertretung, Kaderabteilung und ihrer Vertrauensleute in den Kollektiven, am ‚Verschwinden’ der nicht geringen Anzahl von österreichischen EmigrantInnen nachgegangen.“
Wolja Fux-Postauer, Enttäuschte Hoffnungen. Österreichische Opfer der Stalinischen Repressalien, UNITAT 1/1997

„Neue Erkenntnisse über das Schicksal von Österreicherinnen und Österreichern in der Sowjetunion unter Stalin liefert eine neue historische Dokumentation. Für viele Österreicher, die aus Idealismus in die Sowjetunion gingen oder dorthin flüchteten, war im Gulag Endstation.“
Freitag aktuell, 28.3.1997

RADIOBEITRÄGE

DeutschlandRadio / Deutschlandfunk, Politische Literatur, 30.6.1997, 19.15 Uhr

Saarländischer Rundfunk, Forum Buch & Leser, 30.5.1997

ORF, Ö1, „Kontext“, 17.3.1997, 22.20 Uhr;  18.3.1997, 14.05 Uhr